Deutsche Post will Briefe seltener zustellen

BRH-Umfrage: Ihre Meinung ist gefragt, mischen Sie sich ein

(Euskirchen) Wirklich überraschend kam die Nachricht nicht, die über die Medien in den letzten Tagen ausgeplaudert wurde: Die Deutsche Post will zukünftig Briefe seltener zustellen. In einem Pilotprojekt wird zurzeit getestet, ob Briefe zukünftig nur noch an einem oder an drei Tagen pro Woche in den eigenen Briefkasten flattern. Das riecht für den Seniorenverband BRH danach, dass man Kundenbedürfnisse zunächst ergebnisoffen prüft, um dann festzustellen: Der Kunde wünscht sich Post nur noch an drei Tagen die Woche....

Dabei ist eigentlich die Situation klar. Die seit 1998 geltende Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) sagt in § 2 Ziffer 3 eindeutig, dass von den an einem Werktag eingelieferten Briefsendungen im Jahresdurchschnitt mindestens 80 vom Hundert am ersten auf den Einlieferungstag folgenden Werktag ausgeliefert werden müssen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde etwas ähnliches schon einmal versucht. Damals hieß es, die Post würde an Montagen keine Briefzustellung mehr vornehmen, was die Post dann aber energisch dementierte. Die Meldung verschwand wieder in der Schublade.

Man kann darüber rätseln, was die Post wirklich veranlasste. Schon jetzt arbeiten viele Briefzusteller nach unseren Erkenntnissen am Limit. Ständig wird versucht noch mehr aus den Mitarbeitern rauszupressen, so sind unsere Informationen. Dem widerspricht auch nicht, dass die Senioren in der Mehrheit zufrieden mit ihnen sind. "Der Postbote macht einen super Job, bei jedem Wetter von morgens bis in den Nachmittag unter Zeitdruck!", wird uns mitgeteilt. Zudem sucht die Post mit Hauswurfsendungen händeringend nach Zustellern für den relativ harten Job. Liegt es also daran, dass die Post trotz guter Gewinne die Personalkosten senken will und keine Mitarbeiter mehr findet, die für Niedriglöhne sich die Füße wund laufen?

Kommt es soweit, dass die Post an etlichen Tagen keine Briefzustellung mehr vornehmen wird, werden dann die älteren Menschen energisch protestieren? Etwa, weil deutlich weniger Leistung bei weiterhin gestiegenen Portopreisen nicht mehr hingenommen werden? Oder, weil beim Rentner zum Tagesablauf jeden Tag gehört, in den Briefkasten zu schauen? Oder, weil er eine Tageszeitung per Post abonniert hat?

Wir haben uns bereits einmal umgehört und einige Meinungen von älteren Menschen zusammengetragen:

  • Das kommt vom ganzen Privatisierungswahn. Auch die Löcher im Fernmeldegeheimnis sowie die Betrugs- und Belästigungsanrufe gäbe es unter einem Bundespostministerium nicht.
  • Denkste, Privat geht alles besser! Ich sehne mich inzwischen nach dem staatlichen Dienstleister zurück!
  • Ich sehe Argumente der Post als billige Entschuldigung, um Kosten zu sparen. Gut für eine Konkurrenz. Für 80 Cent könnte man einen Service zur Verfügung stellen, der auch garantiert, dass die Briefe am nächsten Tag ankommen.
  • Verkehrte Welt: Briefe kommen nur noch 3 × die Woche, eine unwichtige Handsalbe aber wird am nächsten Tag geliefert?
  • Vielleicht will die Post die Briefbeförderung auf lange Sicht aufgeben. Es ist Sache des Gesetzgebers, die Postleistungen bundesweit für alle sicherzustellen.
  • Sonst übernimmt das vermutlich ein anderer Wettbewerber, etwa Amazon. Da wird gerade ein eigener Zustelldienst aufgebaut.
  • Das geht nur, wenn das Porto dann auch entsprechend nach unten angepasst wird. Nur 60% Leistung, also 60% Preis, also für einen Brief statt 70 Cent neu 42 Cent.

Mit dieser Nachricht hat der Seniorenverband BRH eine neue Initiative gestartet: Mischen Sie sich ein! Um Ihre Kritik und Anregung abzufragen können Sie uns Ihre Meinung mitteilen. Wir wollen dabei wissen, was Sie zu diesem Thema beschäftigt. Wir freuen uns, wenn Sie uns eine Rückmeldung über die abgespeckte Dienstleistung geben. Ihre Meinung ist also gefragt.

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